Scenery und Hymne

Dienstag, 19. August 2008

Licht und Schatten

nach geraumerer Zeit werde ich mal wieder ein Update liefern. Ich habe die vergangenen zwei Wochen mit meinem Sohn und meinen Eltern doch sehr genossen. Am Sonntag nun mussten ich mich von ihnen wieder verabschieden. Ich will ganz offen sein, als ich die Tränen in den Augen meines Sohnes sah hat es mir das Herz zerrissen. Man ist doch immer bestrebt, Leid von seinen Kindern fernzuhalten. Nun verursache ich aber dieses Leid. Es tat höllisch weh und ich bekam auch wieder meine Zweifel, ob das alles so richtig ist, was ich hier tue. Es erschien mir egoistisch und charakterlos, was ich nie sein wollte und auch heute nicht sein will. Ich denke, viele von euch werden das verstehen oder vielleicht auch selbst nachempfinden können, da sie selbst Kinder haben. Andere hier sollten das gar nicht erst versuchen, sie werden es nicht schaffen.

Das bringt mich gleich zur nächsten Schattenseite. Wie überall auf der Welt gibt es hier zwischenmenschliche Probleme, auch unter den deutschen Auswanderern. Das konnte ich schon in Woodstock beobachen, war aber nie selbst davon betroffen, weil man mit mir doch ganz gut auskommen kann, denke ich. Auch hier erfahre ich doch immer wieder ein sehr positives Feedback, besonders nach meiner Rückkehr von Flughafen am Sonntag habe ich ein paar meiner Freunde besucht und mir wurde sehr viel Aufmunterung und auch Anteilnahme zu Teil. Hierfür möchte ich mich noch mal ausdrücklich bedanken, diejenigen wissen, denke ich, das sie gemeint sind. Leider gibt es aber auch andere hier. Wildcats letztes Posting handelt auch von einem solchen Fall, von dem ich bisher noch keine Kenntniss hatte. Trotz aller Lebenserfahrung und Menschenkenntnis sind weder er, ich noch sonst jemand vor solchen Reifällen gefeit, das wissen wir. Trotzdem ist die Enttäuschung zweifellos vorhanden und nagt an einem, beim anderen kürzer, beim anderen länger.

Auch in dieser Hinsicht waren die letzten Stunden und Tage sehr aufschlussreich, ich konnte einige interessante Schlussfolgerungen ziehen und Fakten und Personen in meinem Leben neu bewerten. Entsprechend diesen Bewertungen und Ergebnissen wird mein Leben nun in den nächsten Wochen neu ausgerichtet werden, denn nach nach einem Jahr in Kanada ist die Bilanz doch eher ernüchternd als positiv und das soll sich nun ändern. Ich weiss das Leben ist kein Wunschkonzert, aber wenn mir ein Konzert nicht gefällt verlasse ich den Saal ungeachtet des Eintrittspreises, den ich vorher bezahlt haben mag.

Aber es gibt auch positives zu berichten. David und ich haben unsere ersten Gehälter von Midland bekommen, was bei uns beiden doch für sehr viel Freude und Feierlaune gesorgt hat, welche wir am Montag abend bei BBQ, Bier und Beschallung musikalischer Art ausgiebig ausgelebt haben. Und das ohne Reue, den der Kontostand wird in nächster Zeit wenig leiden darunter. Leider bin ich damit zwar noch nicht raus aus meinen Schwierigkeiten, aber sie lindern sich jetzt schon mal beträchtlich. Und auch die "never ending story" mit meiner seit Monaten fälligen Steuerrückzahlung hat heute das Schlusskapitel bekommen und in ein paar Wochen heisst es "The End". Mein besonderer Dank hierbei geht an die Firma Ayr Motor Express, ohne deren entschiedenes Nichtstun diese Geschichte nie entstanden wäre.

Fazit: Es gibt nun wieder Anlass zu Optimismus, was ich vor Wochen noch nicht geglaubt hätte. Zufrieden bin ich aber noch lange nicht, aber entschlossen diese herzustellen, auch wenn ich dabei ein paar Dinge ändern und auch opfern muss. Dazu zählt auch, Leute zu meiden, die oben angesprochene zwischenmenschliche Spannungen verursachen, und sei es unbewusst. Das Leben hier bietet, besonders für Einwanderer, schon Stress genug, da braucht man weder Trittbrettfahrer noch selbsternannte Kritiker, die bei näherem Hinsehen auch so ihre gewaltigen Probleme haben und teilweise nicht lösen, aber ihre Kommentare ungefragt ablassen und das hinter dem Rücken der Betroffenen, die aber zumeist klüger sind als angenommen und das mitbekommen.

Nun gut, wie gesagt, es wird Veränderungen geben, worauf ich mich sehr freue. Diese Freude wird hoffentlich auch die Schreibblockade etwas lösen, unter der ich in letzter Zeit gelitten habe. Jetzt geht es aber erstmal wieder on the road, worauf ich mich schon sehr freue, da das Arbeiten mit den Profis bei Midland doch sehr viel Freude macht, man wird das im Detail demnächst hier und bei Kollegen wie David, Jochen und anderen nachlesen können.

Bis dahin bleiben sie mir hoffentlich gewogen.

Ihr Ramo